Mieterverein kritisiert die Vernichtung von erhaltenswertem Wohnraum

Der Abriss historisch bedeutsamer Wohnhäuser an der Pragstraße ist eine städtebauliche Schandtat der Stadt Stuttgart

Weil nach Eröffnung des Rosensteintunnels wegen der Lärm- und Luftbelastung Wohnen dort angeblich nicht mehr möglich sein soll, reißt die Stadt Stuttgart jetzt stattliche Wohnhäuser in der Pragstraße mit circa 40 Wohnungen ab. „Angesichts der Wohnungsnot ist jeder Abriss ein Abriss zu viel und eigentlich auch unzulässig“, kritisiert der Mieterverein den jetzt begonnenen Kahlschlag in der einstigen Prachtstraße. Zwar war der Abriss schon bei Baubeginn vor zehn Jahren geplant worden, doch „eine alte Verkehrsplanung, welche Wohnungen beseitigt, passt nicht mehr in die heutige Zeit“ erklärt Mietervereinsvorsitzender Gaßmann. „Zudem gibt es heute bessere Möglichkeiten zur Luftreinhaltung als vor 10 Jahren. So könnten die Häuser durch neue Fenster und rückseitige Belüftung durchaus bewohnbar gemacht werden.“, forderte der Mieterverein. Der Mieterverein hatte statt Abriss eine Umplanung verlangt und noch bis zuletzt gehofft, dass die Stadt doch noch zum Erhalt der Häuser veranlasst werden könnte, zumal nicht alle Eigentümer zum Verkauf an die Stadt bereit waren.

Baubürgermeister und Bauverwaltung hatten viele Jahre Zeit gehabt, ein Konzept zum Erhalt von dringend benötigtem Wohnraum zu erarbeiten. Ohne Rücksicht auf Bürgerproteste werden stattdessen nun viele Wohnungen unnötig abgerissen. Auch widerspricht der Abriss dem Ziel der Klimaneutralität, welche Stuttgart bis 2035 anstrebt. Denn Abriss bestehender Bausubstanz und Neubau beanspruchen eine Unmenge an grauer Energie. Es hat zudem ein „Geschmäckle“, wenn die Stadt sich offensichtlich selbst die für den Abriss notwendigen Zweckentfremdungsgenehmigungen erteilt hat.

Bei einer Besichtigung vor Ort konnte Mietervereinschef Gaßmann feststellen, dass die viel näher am Tunnelmund und zudem tiefer liegende BMW-Niederlassung und deren Angestellte von der Abgasbelastung weit mehr betroffen sein werden. Diese Arbeitnehmer werden zwar bis zu zehn Stunden am Tag bei weit schlechterer Luft arbeiten, doch deren Gesundheit scheint durch den Tunnelbau nicht gefährdet zu sein.

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