Städtischer Wohnungsbericht beschönigt den viel zu geringen Bau von Sozialmietwohnungen in Stuttgart


Der geförderte Mietwohnungsneubau in Stuttgart war auch im vergangenen Jahr längst nicht ausreichend. Bezugsfertig wurden nur 357 Mietwohnungen, darunter 263 Sozialmietwohnungen und 94 geförderte Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher (Mieten bis 10,50 Euro/qm). „Selbst unter Einbeziehung von 35 weiteren Neubauwohnungen im Programm Preiswertes Wohneigentum bleibt Stuttgart auch 2019 weit hinter dem selbst gesteckten Wohnungsbauziel von 600 geförderten Wohnungen zurück“, kritisiert Mietervereinschef Rolf Gaßmann und verweist auf OB Kuhns Neubauziel von 1.800 Wohnungen, davon ein Drittel sozial gefördert. Im aktuellen Wohnungsbericht rechnet sich die Stadt den geringen Sozialwohnungsbau schön, indem sie neue Belegungsrechte an alten Wohnungen als „bezugsfertige Wohnungen“ auflistet: Genossenschaften und stadteigene SWSG hatten der Stadt im letzten Jahr 110 solcher Belegungsrechte an schon vor Jahren fertiggestellten Wohnungen zwar verkauft. Der Mietpreis solcher Wohnungen hat sich dadurch aber kaum verändert.

Weit schlechter wird das Neubauergebnis im Jahr 2020 aussehen, denn im Vorjahr wurden nur 49 Sozialmietwohnungen und 7 für mittlere Einkommensbezieher beim Land zur Förderung angemeldet. Allein die SWSG hatte vier Anträge mit 100 Wohnungen ins neue Jahr verschoben, da dann bessere Förderbedingungen gelten.

Die zu geringe Neubauleistung führte dazu, dass sich die Anzahl der Haushalte in der Notfalldatei beim Amt für Wohnungswesen um nur 2,7 Prozent verringerte. Ende 2019 befanden sich damit 4.564 Not- und Dringlichkeitsfälle in der Datei. Die Wartezeit von der Antragstellung bis zur Wohnungsvermittlung betrug für einen Haushalt zwischen einem und zweieinhalb Jahren.

Der Bestand an Sozialwohnungen wurde in Stuttgart seit 1992 nahezu halbiert. Hatte 1992 noch jeder zehnte Haushalt eine Chance auf eine geförderte Wohnung, so hat dies heute nur noch jeder zweiundzwanzigste. Für eine Großstadt hat Stuttgart einen extrem niedrigen Sozialwohnungsanteil. So standen Ende 2019 für 300.000 Haushalte nur noch 14.400 geförderte Mietwohnungen zur Verfügung, im Jahr 1992 waren es noch 27.416 für 280.000 Haushalte. Im neuen Wohnungsbericht wird dieser enorme Schwund „beschönigt“ dargestellt, indem für das Bezugsjahr 1992 fälschlich nur 21.889 (statt 27.416) Sozialwohnungen aufgelistet sind.

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